Pyrus amplituda

Man glaubt es kaum, aber es lohnt sich, dem Chaos eine Chance zu geben. Viele Entdeckungen wurden ja zufällig gemacht, aber auch nur, weil sie jemand entdeckt hat. Vor ihrer Entdeckung jedoch konnten sich Dinge unbedacht entwickeln. Das heißt, sie konnten ihre Formen annehmen, ohne von
menschlichen Gedanken direkt beeinflusst zu werden. Natürlich wurden sie von allen Dingen in ihrer Umgebung geformt und wer jetzt den größten Einfluss auf die Form der entstehenden Kultur hatte, lässt sich kaum noch ermitteln.
Aber ist es nicht, als ob man jemanden kennenlernt, der ganz anders ist? Da fertigt man ja auch nicht gleich ein Röntgenbild an, um ihn sich von innen anzusehen. Man betrachtet ihn erst einmal fasziniert und versucht ein Gespräch.

So also bin ich eben noch mal in die Küche gegangen, habe das verschlossene Glas in die Hand genommen und den neuen Kulturen gesagt, dass sie sich in Ruhe weiter entwickeln können. Ja, das ist ihr Geburtsort. Ein Einweckglas auf dem manchmal echt nervig brummenden Kühlschrank

pyrus amplituda

Ein kleiner Rest von dem Birnenmus aus dem Garten vom letzten Jahr. Von einem Baum, den ich jetzt ein paar Jahre kennenlernen durfte. Es ist nur ein einziger Birnenbaum im Garten. Zur linken ein armer Kirschbaum, der tapfer kämpft und eigentlich mal beschnitten werden müsste, aber leider ist das nicht mein Land. Zur rechten ein ebenso tapferer Apfelbaum. Mit den Bäumen habe ich gesprochen. Auch
wenn ich ihre Antworten nicht verstehen konnte. Aber wer zum Beispiel vom Apfelsaft gekostet hat, der weiß, dass das Universum höchst persönlich ein kleines Wunder in diesem Garten vollbracht hat.
Ja und weil so viel zu tun war, stand dies Glas nun eine Weile (ca 2 Wochen) auf dem brummenden Kühlschrank, den ich irgendwie als Hauptverursacher dieser neuen Kultur in’s Auge fasse. Denn wenn er brummt, dann ist es so laut, dass man dabei keine Radio- oder youtube-Sendung hören kann. Meist kann man nur fluchtartig die Küche verlassen und die Tür schließen. Oder man macht ganz mutig alte house-tapes schön laut an, weil man dann nämlich gleich noch ein paar mehr Aussenseiterstempel auf die Stirn geklatscht kriegt. Aber was soll man denn machen, wenn das Essen fertig werden soll?
Außerdem steht die Lautsprecherbox genau gegenüber vom Kühlschrank und jede Frequenz hat auch eine Gegenfrequenz. So ist es mit Musik möglich, ein paar nervige Töne durch Wellenüberlagerung in ihrer Höhe/Amplitude abzuschwächen.
Die neuen Kulturen durften auch so öfter die alten tapes hören, ich würde aber sagen, das war überwiegend Trance. Wie dem auch sei, ich fände es nicht gut, irgendwelche Proben zu entnehmen und zu untersuchen.
Sollen sie sich einfach so entwickeln. Nächste Woche werden sie dann noch unbeieinflusster sein. Mal gucken, was dann passiert.