4.Juli 2019: Eine blühende Kleewiese erfreut jetzt die Bienen, obwohl sie ihre Arbeit gerne noch etwas in den Fliederhecken fortgesetzt hätten. Aber die Fliederhecken wurden in der ganzen Straße ordentlich zurück geschnitten. Alle, außer „unsere“ wilde Hecke (und es ist ungewiss, wie lange wir uns diesen Extrastatus leisten können, denn wir sind nicht die Grundstückseigentümer). Jetzt gibt es vor jedem Haus die viereckigen grünen Blätterkästen. Da sollen dann die Vögel ihre Nester drin bauen, ohne dass ihnen das leckere Mahl vor dem Schnabel herum fliegt. Auch sonst ist es ja bei der Windstärke nicht anstrengend, etwas weiter weg zu fliegen, um sich mit gedüngtem Futter zu versorgen. Dabei rufen verschiedene Institutionen dazu auf, den Insekten, vor allem den Wildbienen zu helfen. Das europäische Umweltkomitee hat einen sehr schönen Artikel mit dem Titel „Bienen vom Aussterben bedroht“ auf seiner site, der Nabu hat das Projekt Fairpachten ins Leben gerufen und die deutsche Wildtierstiftung zeigt die Bedrohungsstufe 3, von 4!, bezüglich der Bienen auf. Und trotzdem gibt es in unserem Umkreis kaum Biofelder. Ganz im Gegenteil es wird extrem viel gedüngt.
Eine Kleewiese im Garten wäre da eine annehmbare Geste der Menschen. Aber üppige Kleewiesen kann man weit und breit suchen. Eine gibt es zum Glück. Aber sie ist bedroht. Dabei gibt es hier ein paar Wildbienenunterschlüpfe. Der Grund, warum wir dieses Jahr doch wesentlich mehr Wildbienen als im letzten Jahr haben, ist die späte und spärliche Rasenmaht. Erst nachdem die Wildbienen geschlüpft sind, sollte man mit dem Rasenmäher die Erde vibrieren lassen. Ebenso schützt das längere Gras im Frühjahr die Bienengänge vor Regenwasser.
„Ca. 73% der nestbauenden Bienenarten nisten im Boden…“
Kann man nachlesen bei wildbienen.de. Die Bienen bauen sich Röhrengänge, wo sie ihre Eier mit Vorrat ablegen. Zum Verschließen jedes Ganges benötigen sie loses Baumaterial, wie Erde, Kiesel, altes Holz, Harz, Blätter und einiges mehr, was so in der Natur rumliegen würde, wenn nicht alles immer aufgeräumt wird.
Einen halbverwilderten Garten mit Bienenblumen, Windschutz und anderen Insekten kann man hier lange suchen. Wahrscheinlich sollte man auf der Suche auch einen Ohrenschutz tragen, denn statt eines Bienensummens torpedieren einen eher Rasenmäher- oder Kettensägenfrequenzen, welche eindeutig anzeigen, wo der Natur ein überschaubares Geradesein aufgedrückt wird.
An dieser Stelle möchte ich mal etwas über die Bienen berichten, was vielleicht einige erstaunen wird: seit Jahren laufe ich barfuß durch den Garten und ich bin erst einmal auf ein Flügeltier mit Stachel getreten und das auch nur, weil ich zu schnell unterwegs war. Leider ließ sich nicht mehr herausfinden, was für ein Tier es war, denn ich hätte ihm gerne geholfen, wenn es überhaupt möglich gewesen wäre. Eine Biene sticht nur in absoluter Notsituation, da es für sie den sicheren Tod bedeutet, wenn sie dabei ihren Stachel verliert, was ja meist der Fall ist. Wenn sich eine Biene kurz mal auf einem Menschen ausruht, dann nur um eine kurze Pause zu machen und sich auf der Haut aufzuwärmen. So kann man Bienen auf der Hand umhertragen. Man kann sie auch auf dem Finger in die Höhe halten, damit sie wieder gut abheben können.
Neulich haben wir eine Hummel entdeckt, die so groß wie eine Olive war und man konnte deutlich sehen, dass sie mehr den Luftzügen hinterher wehte, als dass sie selber die Richtung steuern konnte. Sie krachte sogar gegen uns, erschrak sich selber und taumelte gleich woanders hin. Zum Glück ist die Kleewiese groß und sie erreichte leckeren Nektar. Jedoch konnte man sehen, wie sich die ganze Blütenkrone einer Pflanze dem Boden neigte, wenn Goliath trinken wollte. Er hatte es am schwersten von allen hier. Ab und zu krabbelte er auf meinen Finger und ich ging von Blüte zu Blüte, so dass er wie von einem Kran aus an die einzelnen Kelche heran kam, ohne dass sie wie ein Boxsack in die Luft schnipsten, sobald er sie loslassen würde. Und Goliath, der wahrscheinlich eine Königin war, was wir nicht wussten, ließ sich bereitwillig ein bisschen herumtragen. Bis er genug hatte und …. nicht mehr hochkam. Erst wunderte ich mich, bis ich merkte, dass er fliegen wollte. Also den Finger in die Luft gehalten und…. mit dem nächsten Windstoß flog Goliath leider in den Nachbargarten, aber ich hoffe, es war wenigstens die richtige Richtung.
Gucken wir wieder in den Klee. Da leuchtet eine Baumhummel. Golden reflektiert ihr oberes Thoraxfell die Sonnenstrahlen. Mit dem Rest der Truppe nistet sie vorne im Dach an der Regenrinne. Vielleicht ist sie die Abgeordnete für die Kleewiese, um den anderen Bescheid zu geben, wenn der Flieder verblüht ist.
Etwas häufiger anzutreffen ist die dunkle Erdhummel. Sie ist die bunteste von allen hier und hat im Durchschnitt auch die größten Vertreter auf der Wiese. Wahrscheinlich hat sie einen alten Maulwurfsgang gefunden, welche es hier, dank vieler wilder Ecken und schonender Maht, noch gibt. Ein paar Nester sind jedenfalls am Rand der Kleewiese. Vor ein paar Wochen konnte man einige Erdhummeln in der Wiese verschwinden sehen. Noch steht die Erdhummel nicht auf der roten Liste der Hummeln, aber wäre dieser eine Staat nicht hier auf der Wiese wären kaum noch Hummeln da.
Allerdings wird dieses Paradies bedroht, denn der Eigentümer/Vermieter hat angekündigt, dass er eine Gartenbaufirma herschickt, die dann hier mal wieder alles ordentlich machen soll. Meinen Sperrmüll (Vögelfutterhäuser, ein angefangenes Insektenhotel, Blumentöpfe, abgedeckte Gartenmöbel, ein ausgeborgtes Fahrrad, eine Wassertonne, ein alten Kaninchenstall, der eh nur noch von Insekten genutzt wird….) will er auch abholen lassen.
Unsere Kleewiese, die sich seit ein paar Jahren durch Blühenlassen verschiedener alter Pflanzen, zusammen mit den Insekten und Vögeln angelegt hat, ist sehr wichtig, da die angrenzenden Gärten kein oder kaum Bienenfutter haben. Wenn diese Bienenwiese in einem Stück abgemäht werden würde, dann leiden mindestens ein Baumhummel und ein Erdhummelvolk (wenn sie das überhaupt überleben).
Was hier helfen würde, wäre eine Registrierung von Insektenvölkern, damit sie erhalten bleiben. So etwas wie den Insektensommer vom Nabu, aber eben das ganze Jahr über und nicht nur auf einen bestimmten Zeitraum beschränkt. Ebenso hilfreich wären ein paar Bienenanwälte, die dann solche Vermieter anschreiben und wissenschaftlich den Schaden einschätzen könnten, den solche Rodungs- und Aufräumaktionen für die Ökologie des eigenen (mehr interessiert ja die meisten nicht mehr) Gartens bedeuten.
Auf jeden Fall möchte ich auf den Bußgeldkatalog für das Fangen und Töten von Bienen, Wespen und anderen nützlichen Insekten hinweisen. Das ist ein sehr gutes Mittel, um die Natur zu verteidigen.